Zu teure Gesundheit: Medizin für ein krankes System

Die Krankenkassenprämien steigen stetig, Vorschläge für eine Kostenreduktion bringen aber ihrerseits Probleme.
NZZ online, 8. Juni 2017, Kommentar von Vorstandsmitglied Dr. med. Christian Hess

Führt man chirurgische Eingriffe ambulant durch, können Kosten gespart werden. Das ist im Interesse der Kantone.
Doch ist das wirklich die Lösung für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen? Dr. med. Christian Hess zeigt, warum diese Lösung äusserst bedenklich ist.

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Kommentar von Dr. med. Christian Hess:

Der Artikel von Simon Hehli zeigt, welche Probleme die heutige Finanzierung im Gesundheitswesen hat. Ohne Frage besteht dringender Handlungsbedarf und auch die Akademie Menschenmedizin unterstützt die Idee der einheitlichen Finanzierung von stationär und ambulant.


Die Politik hat in den letzten Jahren die Krankenkassenprämien insbesondere durch den Systemwechsel zu Fallkostenpauschalen mit eingerechneten Investitionsanteilen zusätzlich belastet, weshalb diese auch deutlich stärker als die gesamten Gesundheitskosten gestiegen sind. Bürgerlicherseits wird das gerne verschwiegen, da so die Steuern entlastet werden konnten.

 

Der Versuch der Kantone, nun per Dekret Operationen in die Ambulanz zu verschieben entspricht dieser Marschrichtung und ist aus dreierlei Gründen äusserst bedenklich:

  1. Es kann nicht sein, dass schliesslich die Politik medizinische Entscheidungen fällt nur weil sie falsche finanzielle Anreize gesetzt hat. Richtig ist die Korrektur der verzerrten Finanzierung.
  2. Einmal mehr würde dadurch der von der liberalen Politik so geschmähte administrative Aufwand und der Einfluss des «Staates» zunehmen. Eine Entwicklung, die paradoxerweise bereits der bürgerliche Entscheid für die Finanzierung im stationären Bereich mittels Fallkostenpauschalen ausgelöst hat.
  3. Und schliesslich würden, wie im Artikel ausgeführt, dadurch die Krankenkassenprämien noch stärker belastet, was sozial unverträglich ist und zudem den Anteil der Prämienverbilligung zwangsläufig erhöht und damit den gewünschten Effekt, die Entlastung der Kantonsfinanzen, teilweise aufhebt.

Dr. Christian Hess
Vorstand Akademie Menschenmedizin


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